ASTRONOMIE

Planeten, Sonne, Mond und Sterne, dazu Sternenhaufen, Galaxien, Nebel, Komenten .. das soll es angeblich alles geben.


Sonne und Mond sind wohl jedem geläufig. Manche kennen bekannte Sternbilder, wie den Großen Wagen und finden sogar den Polarstern.

Interessierte Menschen können auch die helle Venus am Morgen- oder Abendhimmel finden. Aber schon bei Jupiter oder gar Saturn, Mars wird es schwierig.

Unser multimediales modernes Leben hat offenbar dazu geführt, dass viele Menschen den Blick dafür verloren haben, was direkt über ihren Köpfen am Firmament ist. Dabei ist er doch so einfach, dieser Blick nach oben.

An klaren dunklen Nächten kann das unbewaffnete normalsichtige Auge schon vieles mehr sehen, sogar Galaxien, Sternenhaufen, Nebel und einige Planeten. Hier beginnt das Problem, eigentlich die Unkenntnis, der aber schnell abzuhelfen ist. Eine multimediale Fülle an Informationsmitteln erlaubt uns die Bestimmung vieler kosmischer Objekte. Klassisch helfen Sternkarten und astronomische Kalender, inzwischen auch Apps auf Smartphones oder anderen Computern.

Der nächste kleine Schritt zum verstärkten eigenen Erlebens der Himmelsphänomene ist die Bewaffnung des Auges. 

Hier begann für mich, als ich mich dieses Themas näherte, ein Erkenntnisprozess. Gerne möchte ich davon berichten. 

Mein jüngster Sohn öffnete das Thema mit einem Wunsch: Ein Teleskop hätte er gerne.

Irgendwer hat mal sehr richtig geschrieben, dass viele Amateur-Astronomen gleich mehrere "fast gute" Teleskope haben, aber kein einziges wirklich Gutes.

Ich habe versucht, dies zu vermeiden. Ob es mir gelungen ist? Schnell stellt man fast, dass die Bewertung des Gelingens eine Frage des Betrachtungsstandpunktes und natürlich der Geldbörse ist.

Papa suchte fleißig, erwarb und schenkte ein mittelprächtig belobtes 76mm-Spiegelteleskop in Newton/Dobson-Bauart mit 300mm Brennweite der Einstiegsgeschenkklasse. Schnell wurde festgestellt, dass damit die Büchse der Pandora geöffnet worden war. Die im Set miterworbenen Okulare (da, wo man reinguckt) waren wie erwartet (Internet) und befürchtet (Glaube) nicht überwältigend, aber es war schon mal viel mehr zu sehen, als mit bloßem Auge. Die Mondkrater an der Schattengrenze sind ganz gut zu sehen, bei jahreszeitlicher Sichtbarkeit auch Orion-Nebel, Plejaden, Andromeda-Galaxie. Das miterworbene "Zielfernrohr" erwies sich tatsächlich als sehr hilfreich, denn man sieht im Teleskop den Himmel vor lauter Sternen nicht.

Die ersten Momente der Begeisterung waren da: ich sehe etwas mit eigenen Augen; und das ist wohl wirklich da! Fernsehen, Foto's, überhaupt "Medien", können trügerisch sein, aber das Firmament strahlt auf einen handtellergroßen Hohlspiegel, der reflektiert auf einen kleinen Hilfsspiegel auf den dann das mittels Okular bewaffnete Auge schaut. Das ist Alles!

Schnell war klar, dass ein besseres Okular ran musste. Das war dann teuerer, als das ganze bisherige Teleskop-Einstiegs-Set. Soviel zu obigem Vorsatz mit den guten Sachen.

Welches: ein Zoom-Okular (7mm bis 21mm). Ich habe diesen Kauf nie bereut. Ein Okular veränderlicher Brennweite ersetzt mehrere Okulare fester Brennweite, man kann beim Sehen die Vergrößerung verändern (reinzoomen). Dafür ist es optisch und mechanisch aufwendiger, größer und schwerer. Setzt man dasselbe Geld für ein einziges Okular fester Brennweite ein, ist dieses gewiss noch besser. Im direkten Vergleich mit "auch guten" Okularen fester Brennweite sind die Unterschiede bei so einem kleinen 76mm-Teleskop aber noch nicht wirklich spürbar.

Ich lernte auch: Vergrößerung ist zweitrangig!

Erstens wackelt alles viel mehr.

Zweitens dreht sich die Erde unter dem Firmament und das betrachtete Objekt bewegt sich scheinbar dauernd aus dem Blickfeld.

Drittens wird mit steigender Vergrößerung das Bild immer dunkler, weil das mit der Lichteintritts- Öffnung des Teleskop gesammelte Licht des nunmehr kleineren Himmelsausschnitts auf die unveränderte Fläche im Auge verteilt und damit verdünnt wird.

Viertens stehen die sinnvoll erreichbaren Vergrößerungen in Zusammenhang mit der optischen Güte und den geometrischen Relationen und Abmessungen aller Komponenten.

Papa informiert sich, feilscht mit Gattin um Hobbygeld und entscheidet: "Mehr Licht" (nach Goethe und Hubble): Minimum 200mm optischer Öffnungsdurchmesser muss her. Reflektor vs. Refraktor wird monetär für Reflektor in Newton-Bauweise mit 1200mm Spiegelbrennweite entschieden, da genug Platz auf Gartenterrasse vorhanden ist. Die geometrische Stabilität des Hauptspiegels bei Temperaturänderung war für mich ein wichtiger Punkt, weshalb für 203mm Hauptspiegeldurchmesser in bedampftes Pyrit-Glas (kleinerer thermischer Ausdehnungskoeffizient) investiert wurde. Da ich keine automatische Ausrichtung und Nachführung (für Fotografie) plane, ist die Dobson-Montierung optimal.

Anfangs liebäugelte ich mit einem Leuchtpunkt-Sucher an Stelle des empfohlenen 8-fach Zielfernrohrs, da ich bereits mit dem kleineren Teleskop Schwierigkeiten hatte, am Himmel genau das in den Focus zu bekommen, was ich wollte. Dieses Problem wurde aber anders und deutlich simpler gelöst. Ich befestige einfach ein hohles Rohr von ca. 10mm Durchmesser und 150mm Länge mittels zweier Magnete parallel zum Zielfernrohr außen an den eisernen Tubus des Teleskops und peile damit die gewünschte Himmelsregion an. Das scharfe Zielfernrohr hingegen nützt mir mit zunehmender Beobachtungserfahrung immer mehr zum feineren Auffinden und Zielen und ich möchte es nicht missen.

Folgendes Bild: Das 200mm Newton-Teleskop mit Zielfernrohr 8x50mm (oben, hinten), das provisorische Peilrohr (darunter), der verstellbare 2'' Okulartubus mit 2'' 30mm-Okular (seitlich). Im Tubus-Eintritt ist die Halterung vom Hilfsspiegel zu erkennen. Als Versuch war noch vorne seitlich das 76mm Spiegelteleskop mit 1.25''-Zoom-Okular dran. Unten ist die Dobson-Montierung zu sehen.

Dobson 203x1200

Mit dem größeren Teleskop kam auch die Möglichkeit auf, 2'' Okulare zu nutzen. Ein 2'' Okular fühlt sich gleich ganz anders an. Inzwischen habe ich mir die relativ langen Brennweiten 30mm und 42mm in 2''  zugelegt und für beide habe ich Verwendung. Die 42mm Okularbrennweite ergibt die geringste Vergrößerung von 1200mm/42mm = ca. 30-fach, was beim Aufsuchen von Himmelsobjekten hilft. Vor allem aber ist das Gesamtbild bei größeren Objekten damit am prachtvollsten, z.B. Plejaden, Perseus. Mit 30mm Okularbrennweite (1200mm/30mm =  40-fach) sind die Objekte teilweise aber brillianter, etwas größer, scharf, der Himmel wirkt dunkler, ich mag dieses Okular sehr. Die stärkste Vergrößerung erreiche ich mit einem 5mm Okular (1200mm/5mm = 240-fach) und nutze sie zur Beobachtung der Planeten. Eine noch höhere Vergrößerung macht bei einem handgeführtem Teleskop dieser Größe in Dobson-Montierung meiner Ansicht nach keinen Sinn. Ansonsten tummeln sich im Okularkoffer neben dem geliebten 7mm-21mm Zoom auch  genutzte 10mm, 20mm und 25mm.
Wichtig ist der Justierlaser, denn bereits bei Anlieferung des Teleskops war der Hilfsspiegel transportbedingt verstellt und nach jeder größeren Balgerei hilft eine Neu-Justage des Teleskops, alles wieder auf die optische Achse zu kriegen.


Im folgenden Bild (v.l.n.r.) eine kleine Auswahl: 1.25'' Justierlaser, 2'' Okular 42mm, 1.25'' Okulare 21mm bis 7mm Zoom, 10mm, 5mm.

Okulare

Mit dieser ganzen Technik habe ich in einigen Nächten viele schöne Beobachtungserlebnisse gehabt. In der Messier-Liste habe ich bereits abgehakt: M1, 2, 3, 5, 6, 7, 10, 12, 13, 15, 19, 20, 27, 29, 31-38, 41-48, 50-52, 56, 57, 62, 63, 65, 66, 71, 77, 81, 82, 91, 92, 93, 97, 101, 103, 105-110. Sehr schön auch 869/884, Mel 25, Mel 111, 2841 und 663 und einiges mehr.

Die einfachen Planeten sind gut sichtbar und jeder hat seinen Reiz. Die gallileischen Monde des Jupiter sind in ihrer unterschiedlichen Stellung immer wieder interessant, ein Monddurchgang vor Jupiter ist durchaus sichtbar, mit Mühe auch der große rote Fleck in der Atmosphäre von Jupiter, problemlos sind ohnehin die Wolkenbänder sichtbar. Der Ring (die Ringe) des Saturn ist spektakulär, vor ein paar Jahren seitlich flach, jetzt ausgebreitet. Von Venus sind die Phasen wie von unserem Mond zu sehen. Mars schimmert rötlich, staubig und man kann sich die Polkappen einbilden. Merkur habe ich mit Feldstecher an einem klaren Abendhimmel kurz nach Sonnenuntergang erwischt. Uranus war ein echtes Suchobjekt, weil relativ lichtschwach, habe ihn aber mit dem grossen Spiegelteleskop dann doch gefunden. Neptun muss ich auch noch gezielt suchen.

Manchmal schaue ich einfach so mitten hinein und bemerke die phantasieanregenden Muster und Anordnungen der Sterne, ohne deren Bezeichnung zu kennen. Und dann fliegt so ein seitlich von der untergegangenen Sonne angestrahlter Satellit durchs Blickfeld - einfach schön.

Dann ist ja noch die Sonne selbst da, mit ihren Sonnenflecken. Natürlich habe ich mir aus richtiger (!) Sonnenfilterfolie einen Top-Aufsatz für den Tubus gebastelt und kann solcherart geschützt mit allen Okularen in die Sonne schauen. Hier bringt das 5mm-Okular sogar noch mehr, als das 7mm. Okulare ständig hin- und her zu tauschen, kann ohnehin eine Passion werden.

Was eigentlich noch fehlte, waren brauchbare Filter zur Helligkeitsanpassung und Kontrasterhöhung für bestimmte Situationen. Ich habe zwar noch aus dem Einsteiger-Set einen "Mondfilter", aber zufrieden war ich damit nicht. Mit zufällig halbwegs in die 2"- Hülsen passenden aufgedampften Grün- und Blaufiltern für Halogen-Spot's habe ich bereits Versuche gemacht und damit auch den für Kleinstadthimmel schwierigen M101 erstmals gefunden. Zum Kauf eines guten 2''-Filters bin ich jedoch noch nicht entschlossen, zumal es auch verschiedene Filtertypen gibt. Wer möchte, kann mich gerne beraten. Einen klaren Himmel mit möglichst wenig Streulicht kann ein Filter ohnehin nicht ersetzen. Für die 1.25"-Okulare habe ich mir ein "buntes" Filterset zugelegt, das hilft spielen bei Sonne, Mond und Planeten.

Für ornithologische und Reisezwecke ist ein einfacher aber brauchbarer 70mm/400mm AP-Refraktor  inzwischen ohne Reue hinzugekauft worden. Das 45° Amici-Prisma vor dem Okular erzeugt ein aufrechtes seitenrichtiges Bild. Alle meine vorhandenen 1.25''-Okulare lassen sich da prima verwenden.

Das Stativ wackelt und die Sicht ist nicht einfach zu fixieren, weil beim Festdrehen der Klemmungen sich leicht die Ausrichtung verstellt. Für seltene Einstellungen, wie der Beobachtung der Meisen-Kugel, geht das (bei langsam wachsenden Bäumen).

70mm Refraktor mit Stativ

Zur Sternbeobachtung wäre dies zu nervig, daher empfiehlt sich die Adaption auf eine Dobson-Montierung, die Nutzung eines 90°-Zenitspiegels vor dem Okular (Einblick) und das Anbringen einer natürlich selbstgepappten Fremdlicht- und Tau-Schutzkappe (folgendes Bild).

Refraktor 70mm/400mm auf Dobson

Das wichtigste kam bei mir zum Schluss, es kam mir anfangs so belanglos vor: ein guter Feldstecher, d.h. ein Fernglas. Eigentlich hätte ich damit beginnen sollen, denn gerade am Anfang kämpft man um Übersicht am Nachthimmel. Nun gibt es im Handel eine riesige Produktvielfalt und oft hat man so ein Ding bereits. Aber es gibt bedeutende Unterschiede. Aus meiner jetzigen Sicht kommen für die Nachtbeobachtung die folgenden Anforderungen zusammen.

Erstens sollte es ein "Dämmerungs- oder Nachtglas" sein. Das Verhältnis des Durchmessers der vorderen Linsen zur Vergrößerung ist dabei derart, dass der Lichtaustritt an den Okularen idealerweise dem Pupillendurchmesser des dunkel-adaptierten Auges entspricht. Dieser ist beim Erwachsenen 6..7mm, d.h. bei 50mm Frontlinsendurchmesser ist die passende Vergrößerung etwa 7. Solche Ferngläser werden als 7x50 bezeichnet und sind auch bei Seeleuten, Jägern und Militärs beliebt (warum wohl?). Ähnliche Verhältnisse bestehen bei Gläsern 8x56 oder 9x63, die werden nur immer schwerer und teurer.

Zweitens sollte das Einblickverhalten möglichst angenehm sein und ein möglichst großes Blickfeld bestehen. Man möchte ja  entspannt und scharf einen möglichst großen Teil des Sternenhimmels betrachten. Das Gegenteil davon erlebt man beim Blick in eine lange dünne Röhre. Einblickverhalten und Blickfeld sind sehr individuell. Beides hängt sehr stark davon ab, ob man mit oder ohne Brille in die Okulare schaut und welchen Abstand man dabei hat. Ich rate unbedingt zu einem persönlichen Test.

Drittens sollten die optischen Materialien und Vergütungen hochwertig sein, sonst wirkt das Bild farbunecht, unscharf, verschleiert, verspiegelt.

Viertens sollte es feuchtigkeits- und nachtfrostgeeignet sein. Ein Nachtglas mit innen beschlagenen Gläsern kann man genausowenig verwenden, wie ein Glas, welches nicht mit Handschuhen verstellbar ist, weil alles zu fusselig, rutschig und unbedienbar ist.


Die vorangegangene Erklärung deutet schon an, dass ich einige Ferngläser besaß bzw. probierte. Recht zufrieden war ich mit einem 7x50 mit 112m Sichtfeld auf 1000m in Porro-Prisma-Bauart , welches auch mit Brille gut nutzbar war. Derzeit benutze ich ein 8x56 (Eschenbach Sektor B compact, folgendes Bild), welches subjektiv ein super Einblickverhalten hat und trotz der höheren Vergrößerung ein riesiges Sichtfeld von 122m auf 1000m bietet (ohne Brille). Das Glas in Dachkant-Prisma-Bauweise wiegt zwar über 1,6 kg, aber stabile Optik ist nun auch mal schwer. Man kann es gut für Oberamtraining nehmen, wegen der trägen Masse zittert das Bild auch sehr wenig (anfangs).

Eschenbach Sektor B 8x56

Ich rate also unbedingt zu einem ausgiebigen persönlichen Test, bevor man in ein gutes Glas  investiert, da es eine individuelle Sache ist und die lange Lebensdauer und Qualität das Geld rechtfertigt. Dazu gehört auch, dass man das Glas seiner engeren Wahl des Nachts mit dem Sternenhimmel konfrontiert. Man kann ja vorab eine Vereinbarung mit dem Händler seines Vertrauens machen oder das gute Stück im Online-Kauf bei Nichtgefallen einfach sofort zurückschicken.

Mit einem guten Nachtglas kann man nicht nur das Wild auf den Feldern, sondern bei klarem Himmel bereits Sternhaufen, Planeten, die Monde des Jupiter, Galaxien und Nebel sehen. Noch klein, aber immerhin. Daraufhin kann man dann mit dem Peilrohr peilen, mit dem Zielfernrohr das Objekt in das Fadenkreuz nehmen und letztendlich mit dem Teleskop das rausholen, was damit möglich ist.

Falls jemand auf die Idee kommen sollte, alles mit einem Zoom-Fernrohr mit anfangs geringer und dann aber hoher Vergrößerung machen zu wollen, bitte beachten: je mehr Vergrößerung, umso mehr Wackeln. An einer Fixierung führt also kein Weg vorbei. Ein Zoom-Fernrohr hat mich auch mal gereizt, also schnell eins bestellt. Es war nur 50€-Billigklasse-Schrott, ich habe es am nächsten Tag wieder eingepackt und dann zurück geschickt.

Meine Tips in Kürze:


- das perfekte Teleskop/Fernglas für alle Zwecke gibt es nicht, alle haben Vor- und Nachteile, nur verschiedene eben

- besuche Amateur-Astronomie-Treffen und schau überall mal durch

- einen Feldstecher zur Orientierung am Nachthimmel nutzen (7x50 oder 8x56)

- in Ruhe Sternenhimmel gucken: Dobson Montierung (wackelt nicht)

- Preis-/Erlebnis-Verhältnis: ab 200mm Spiegelteleskop (mehr Licht)

- für die Reise: ab 70mm AP-Refraktor (Linsenteleskop), aufrechtes Bild (Vogelbeobachtung), Stativ (das wackelt) oder Dobson (Selbstbau)

- habe Freude am Hobby, der Weg ist das Ziel.

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